LNG-Infrastrukturen aufbauen ohne Klimaschutz zu gefährden
Studien der WPKS zur klimapolitischen Einordnung von LNG
Studien der WPKS zur klimapolitischen Einordnung von LNG
Mit verflüssigtem Erdgas (LNG) möchte Deutschland unabhängig von russischen Gasimporten werden und eine krisenfeste Energieversorgung sichern. Doch wie verträgt sich der Ausbau der LNG-Versorgung mit dem Klimaschutz? Die Wissenschaftsplattform Klimaschutz hat in drei Studien analysieren lassen, wie hoch die Klimabelastungen durch LNG-Importe sind, ob mittel- und langfristig der Energiebedarf Deutschlands gedeckt ist und ob durch den Aufbau von LNG-Importinfrastruktur die Gefahr von Stranded Assets und Lock-in-Effekten entsteht. Die Ergebnisse der drei Studien führen zu konkreten Empfehlungen für die Bundesregierung: Um Lock-in-Effekte zu vermeiden, sollte die Versorgung mit LNG langfristig und im Einklang mit der Klimagesetzgebung geplant werden. Damit der Bedarf an Erdgas verhältnismäßig gedeckt ist, sollten LNG-Versorgungsverträge flexibel und mit kurzen Laufzeiten aufgesetzt werden. Investitionen in neue Erdgasförderung müssen vermieden werden, um Klimaziele nicht zu gefährden.
Trotz rekordverdächtigem Ausbau der LNG-Infrastruktur in Deutschland – fossiles Gas wird für die Energieversorgung nur noch während einer Übergangszeit relevant sein. Daher sollte die Bundesregierung beim Ausbau der LNG-Versorgung auch immer das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 mitdenken und miteinplanen.
Förderung, Aufbereitung, Verflüssigung und Transport von LNG sind mit erheblichen Umweltbelastungen verbunden. Verglichen mit der späteren Verbrennung in Kraftwerken und Heizungen entstehen in der Vorkette noch einmal bis zu 50 Prozent zusätzlicher Treibhausgasemissionen; das zeigt die Studie „Analyse der Treibhausgasintensitäten von LNG-Importen nach Deutschland“ im Auftrag der Wissenschaftsplattform Klimaschutz. Der größte Teil der Emissionen entsteht bei der Förderung und Aufbereitung vor Ort. Wobei es hier erhebliche Unterschiede zwischen den Förderländern gibt. Es gilt die Faustregel: Je älter die Fördertechnik und je lückenhafter die Kontrolle durch die Behörden, desto größer die Wahrscheinlichkeit für eine erhöhte Methanfreisetzung. Hier sind die Förderländer gefragt. Zwar erarbeitet die EU gerade eine Methanstrategie, die technische Regeln für die Gasförderung innerhalb Europas aufstellt. Der größte Anteil an Methanemissionen des in Deutschland genutzten Erdgases entsteht jedoch außerhalb Europas. Daher sollte die EU sich in den Förderländern stärker für eine saubere Förderung einsetzen.
Sofern an einer konsequenten Klimapolitik festgehalten wird, gehen von der Errichtung der LNG-Importterminals in Deutschland eher geringe Lock-in-Gefahren aus. Klare Risiken gehen dagegen von Investitionen in neue Förderanlagen im Ausland aus. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Stranded Assets und Lock-ins durch LNG-Importe nach Deutschland“. Die Investitions- und Betriebskosten der Importterminals machen an den Gesamtkosten des Imports von Erdgas nur einen geringen Anteil aus. Somit spielen sie für die Gesamtentscheidung für die Nutzung von Erdgas eine geringe Rolle. Dennoch sollte eine Nachnutzung der jetzt gebauten stationären Terminals bereits bei der Errichtung mitgedacht und angestrebt werden. Auf diese klimagerechte Nachnutzung sollte der Gesetzgeber hinwirken. Für die Einhaltung der Klimaziele problematischer sind aber langfristige LNG-Abnahmeverträge. Um Angebot und Nachfrage zu harmonisieren, sollten die LNG-Verträge so flexibel wie möglich hinsichtlich Lieferort und mit kurzen Laufzeiten gestaltet werden.
Für Industrie und private Haushalte spielt die Versorgung mit Gas weiterhin eine wichtige Rolle. Welche Bedeutung dabei LNG-Importe für die Deckung der zukünftigen Bedarfe spielen, wurde im Rahmen der Studie „LNG-Bedarf für die deutsche Energieversorgung im Prozess des Übergangs zur Klimaneutralität“ im Auftrag der WPKS untersucht. Im Ergebnis zeigt sich, dass nur im Extremszenario eines weiterhin hohen Verbrauchs, bei gleichzeitigem Wegfall der größten pipelinegebundenen Versorgungsmöglichkeit und zusätzlichem Bedarf in osteuropäischen Ländern die Gefahr geringer Unterkapazitäten im Jahr 2025 bestehen könnte. Zu diesem Zeitpunkt sind die geplanten LNG-Importkapazitäten noch nicht voll aufgebaut. In den anderen untersuchten Fällen ist mit Überkapazitäten zu rechnen. Für den derzeit geplanten Aufbau der Terminals kommt die Studie zu dem Schluss, dass vor dem Hintergrund möglicher Überkapazitäten in der langen Frist flexibler einsetzbare Flüssigerdgasterminals Vorteile gegenüber festen LNG-Importterminals haben. Daher ist eine zurückhaltende Planung bei den festen LNG-Importterminals sinnvoll.