16.10.2025: WPKS-Policy-Roundtable "Klimaanpassung und Dekarbonisierung des Gebäudebereichs"
Am 16. Oktober 2025 lud die Wissenschaftsplattform Klimaschutz zu einem Policy-Roundtable ein. Die Veranstaltung fand in hybrider Form im Fraunhofer ENIQ in Berlin statt und richtete sich gezielt an Vertreter:innen einschlägiger Ressorts von Bund, Ländern und Kommunen sowie an zugehörige Fachbehörden. Der Policy-Roundtable bot einen Rahmen für vertieften Austausch und offene Diskussionen zu den aktuellen Arbeiten der Wissenschaftsplattform.
In seinem Grußwort betonte Daniel Rudolf, Leiter der Unterabteilung 72 (Forschung für Nachhaltigkeit) des BMFTR, die essenzielle Bedeutung evidenzbasierter Klima- und Forschungspolitik, um die Transformation zu beschleunigen und die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands auszubauen.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen die Arbeiten der Wissenschaftsplattform zur Klimaanpassung und zur Dekarbonisierung des Gebäudebereichs.
Die Bundesregierung hat mit dem Klimaanpassungsgesetz und der Klimaanpassungsstrategie wichtige Grundlagen für die Anpassung an den Klimawandel geschaffen. Trotzdem bestehen weiterhin erhebliche Herausforderungen bei der Koordination staatlichen Handelns, Finanzierungsstrukturen und privater Anreize zur Vorsorge und Absicherung gegenüber Klimarisiken. Die Wissenschaftsplattform hat dazu zentrale Empfehlungen ihres demnächst erscheinenden Politikpapiers vorgestellt und mit den Teilnehmern diskutiert.
Dabei wurde auch auf eine neue Studie eingegangen, die von der Wissenschaftsplattform Klimaschutz beauftragt wurde und von adelphi research gGmbH in Kooperation mit dem Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Universität Graz ausgearbeitet wurde. Die Auftragsstudie „Finanzielle Implikationen des Klimawandels – Finanzierung von Klimaanpassung und Klimaresilienz öffentlicher Haushalte“ analysiert, welche finanziellen Risiken durch Extremwetterereignisse, zunehmende Investitionsbedarfe und langfristige Anpassungsmaßnahmen entstehen und wie Bund, Länder und Kommunen ihre Haushalte klimaresilienter gestalten können. Damit liefert die Auftragsstudie wichtige Impulse für das geplante Politikpapier.
Prof. Dr. Karen Pittel, Lenkungskreismitglied der Wissenschaftsplattform Klimaschutz und Direktorin des ifo Zentrums für Energie, Klima und Ressourcen, betont, „es braucht dringend eine standardisiertere und systematischere Herangehensweise in Bezug auf die Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und ihrer Finanzierung, um Gesellschaft und Wirtschaft widerstandsfähiger gegenüber den Folgen des Klimawandels zu machen.“
Die Diskussion im Rahmen des Policy Roundtables hat den Bedarf für eine solche Standardisierung in der Bewertung von Klimarisiken und Finanzierungsbedarfen unterstrichen. Sie verdeutlichte aber auch die großen methodischen Herausforderungen, mit denen sowohl die Standardisierung als auch die Bereitstellung der erforderlichen Daten einhergehen. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Abgrenzung von Klimaanpassung gegenüber anderen staatlichen Aufgaben und damit auch den Synergien zwischen diesen Aufgaben und Klimaanpassung. Diese Synergien reduzieren zwar die Finanzierungsbedarfe, erschweren aber auch die Ausgestaltung zielgerichteter Instrumente der Klimaanpassungsfinanzierung.
Der zweite Teil des Roundtables widmete sich den Herausforderungen bei der Dekarbonisierung des Gebäudebereichs, insbesondere den notwendigen Instrumenten und gesetzlichen Rahmenbedingungen. Im Zentrum der Arbeit der Wissenschaftsplattform stehen dabei die Wechselwirkungen zwischen Sanierungstiefe (Effizienzstandards), Sanierungskosten, klimaneutralen Heiztechnologien und Emissionsminderung sowie mögliche Auswirkungen auf das Energiesystem. Die WPKS berichtete aus ihren laufenden Arbeiten und reflektierte konzeptionelle Überlegungen gemeinsam mit den Teilnehmenden.
„Für die Dekarbonisierung des Gebäudebereichs spielt der Bestand eine zentrale Rolle“, betont Prof. Dr.-Ing. Holger Hanselka, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft und Mitglied des Lenkungskreises der Wissenschaftsplattform Klimaschutz. „Daher ist eine systemische Sicht erforderlich. Denn wir müssen die Wechselwirkungen zwischen Sanierungstiefe, Kosten, Heiztechnologien und Emissionsminderung sowie deren Auswirkungen auf das Energiesystem betrachten. Basierend auf diesen Analysen werden wir in einem nächsten Schritt Handlungsempfehlungen ableiten."
Der Austausch mit den Teilnehmenden aus Bund, Ländern, Kommunen und den zuständigen Fachbehörden hat die Relevanz einer systemischen Perspektive im Gebäudebereich bestätigt. Die Rückmeldungen unterstrichen die Bedeutung einer integrierten Betrachtung, wie sie in den Arbeiten der WPKS verfolgt wird. Zudem gab es wichtige Hinweise zu Aspekten der Dekarbonisierung des Gebäudebereichs, die wir im Rahmen der WPKS noch einmal vertieft diskutieren. Gleichzeitig wurde sehr deutlich – das Thema ist komplex und vielschichtig. Klar ist: Die WPKS wird nicht alles bearbeiten können. Aber auch das gehört zu den Aufgaben der Wissenschaftsplattform: Forschungsbedarfe aufzuzeigen.
Der Lenkungskreis der Wissenschaftsplattform Klimaschutz bedankt sich für die eingebrachte Expertise und den anregenden Austausch. Die vielseitigen Perspektiven der Teilnehmenden haben wertvolle Impulse geliefert, die der Lenkungskreis in seine weitere Arbeit einbezieht.
Mit Fragen und Anregungen zu zukünftigen Veranstaltungen wenden Sie sich gerne an die Projektkoordinatorin Rebekka Eick.